Freitag, 21. März 2014

On a Mission

Da Couchsurfing allein ja nicht geldsparend und abenteuerlich genug ist, entschied ich mich, von Townsville nach Cairns zu trampen.
Auf der einen Seite wollte ich es einfach mal versuchen, da ich so viele tolle Geschichten gehört hatte. Es sei ja so einfach hier in Australien. Und auf der anderen Seite blieb mir auch keine wirkliche andere Wahl. Da meine Kreditkarte gesperrt ist, kann ich kein Bus-Ticket buchen. Der Kostenfaktor spielt natürlich auch keine kleine Rolle - Couchsurfen und Trampen - billiger geht es ja gar nicht :).

Auf meiner Mission machte ich mich also morgens auf den Weg von meinem Host zur Autobahn und war ziemlich dolle aufgeregt. Ich hatte wirklich überhaupt keine Angst, Australier können einfach gar nicht böse sein, aber ich wusste einfach nicht, wie ich das anstellen soll und was mich erwarten wird. Ich hatte so viel Gepäck dabei, dass ich den Plan zur Autobahn zu laufen, direkt wieder verwarf. 6km schienen einfach zu utopisch und es regtnete dazu noch in Strömen :D. Also versuchte ich bereits, zur Autobahn zu trampen.
Da stand ich dann also, am Stadtrand von Townsville, es regnete, ich sah aus wie ein begossener Pudel und ich war sehr beschämt. Man fühlt sich einfach so blöd und ich kam mir sehr unbeholfen vor als ich meinen Daumen rausstreckte. Nach 2min war ich kurz vorm Aufgeben. Es war mir einfach zu peinlich... Autos fuhren an mir vorbei ohne mich eines Blickes zu würdigen, manche gestikulieren und manche wunken mir. Es schien mir wie eine halbe Ewigkeit als nach 10-15min endlich ein Auto anhielt. Drin saß ein wirklich sympathischer Kerl, der mir anbot, mich so weit wie nur möglich in Richtung Cairns zu fahren (er musste arbeiten, daher konnte er mich nicht ganz fahren). Ich stieg mit einem guten Gefühl ein und Lukas war auch super sympathisch (rot gekleidet auf dem Bild unten). Wir verstanden uns sehr gut, plauderten ununterbrochen und die 3/4 Stunde, die er mich fuhr, verging wie im Flug. Er ließ mich dann bei einer Tankstelleraus, weil er das für die sicherste Stelle fürs Trampen empfand. Wir tranken noch einen Kaffee, er gab mir seine Nummer, falls irgendwas passiert und wartete draußen in seinem Auto, um zu sehen, wo ich einsteige.

Ich fing dann in der Tankstelle an, mein Plakat zu schreiben, als mich bereits ein Mann mittleren Alters ansprach, ob ich nicht bei ihm mitfahren möchte. Er müsse auch nach Cairns und freue sich über Begleitung. Dieses Mal war ich etwas unsicher... Er war älter, seine Kleidung war ein wenig vollgeblutet und er war mit Van unterwegs. Aber wenn ich was in Australien gelernt habe, dann, dass Vorurteile Schwachsinn sind. Australier sind überhaupt nicht oberflächlich, bewerten einen Menschen nicht nach dem Aussehen und das finde ich toll. Also gab ich auch dieser Erfahrung eine Chance und stieg zu ihm ins Auto. Meine Reise nach Cairns war in sicheren Tüchern und auch Glenn (ebenfalls ein Bild vorhanden haha) war ein wahrer Glücksgriff. Er ist Familienvater, der in Townsville arbeitet und fürs Wochenende immer nach Cairns zu seiner Familie. Die Fahrt mit ihm war großartig. Er freute sich so arg, mich mitnehmen zu dürfen, erzählte mir sehr viel aus seinem Leben und zeigte mir auf der Strecke alle sehenswerten Spots. Letztendlich nahm er mich dann sogar mit zu seiner Familie, wo ich mit ihnen Abendessen durfte. Sie boten mir sogar einen Schlafplatz an, den ich dankend ablehnte - ich hatte bereits einen Couchsurfing Platz, also fuhr er mich dorthin.

Ich bin wieder einmal so positiv überrascht, ja sogar berührt von den Menschen hier. Mir geht so mein Herz auf, wenn ich sehe, wie viel Nächstenliebe in Menschen stecken kann, wieviel man zurückbekommt, wenn man mit einem Lächeln und offenem Herzen auf Menschen zugeht. Fremde Menschen behandeln mich hier wie eine Tochter, ohne dass es sich falsch oder unangemessen anfühlt. Glenns Frau und seine Kinder waren genauso lieb wie er und ich kann mein Glück kaum begreifen. 350km bin ich getrampt, habe nichts bezahlt, bekam einen Kaffee, ein Eis und ein Abendessen ausgegeben. Ich hatte einen kostenlosen, persönlichen Reiseleiter, eine tolle Zeit und wurde vor die Tür meiner Hosts gebracht. Und das alles dank dem Mut zu trampen.
Vielleicht habe ich einfach nur Glück, vielleicht bin ich naiv und viel zu risikofreudig, aber warum sollten wir nicht an das Gute glauben?

Ich denke, dass viele mich für zu gutgläubig halten. Einfach in ein Auto steigen, mit einem Mann am Steuer, den ich nicht kenne, dessen Namen ich nichtmal weiß. Aber ich denke ehrlich gesagt, dass das alles eine Frage der Einstellung ist. Ich war noch nie ein ängstliches Mäuschen. Ich habe noch nie das Böse im Menschen gesehen. Auch ich habe unangenehme Erfahrungen gesammelt, und dennoch denke ich, dass der Mensch im Grunde gut ist. Nicht jeder Mann hat das Verlangen ein blondes Mädel zu entführen, das gerade auf seine Hilfe angewisen ist und das alleine unterwegs ist. So viele Menschen sind gastfreundlich und hilfsbereit, wenn man einfach mal seine Augen öffnet. 

Vor Wochen habe ich eine sehr liebe Couchsurfing Anfrage von Jim und Alex aus Cairns bekommen. Die beiden sind 25, leben tatsächlich in einem Resort und Jim hat dieses Wochenende Geburtstag, weswegen ich auch zusagte. Mich erwartete ein extrem geiles Resort, 5 Pools, Spa, Sauna, Fitnessraum und 2 unglaublich coole Jungs. Einer arbeitet sogar als Pilot (gibt es einen besseren Beruf??). Auch mit ihnen verstand ich mich direkt blendend und ich hatte das Gefühl, sie schon so lange zu kennen. In der ersten Nacht unterhielten wir uns stundenlang, ohne dass uns auch nur einmal der Gesprächstoff ausging. Wir tranken Wein, hörten Backstreet Boys, sangen und tanzten dazu und fielen irgendwann betrunken, müde und glücklich ins Bett.

Ach, ich bin so von der Gastfreundschaft in diesem Land inspiriert, ich kann es einfach nicht oft genug sagen.

Nur noch 4 Tage ... I really miss him
Tully im strömenden regen
Hinchinbrook Kanal
Trampen: D
Glenn, mein zweiter Fahrer

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