Mittwoch, 12. Februar 2014

I'm free

5,5 Wochen sind vergangen seitdem ich in Sydney am Bahnhof stand, mich von Can verabschiedete und mit einem ganz schlimmen Gefühl im Magen darauf wartete, von meiner Gastfamilie abgeholt zu werden.

Nun wird es Zeit zu gehen und einen Schlussstrich zu ziehen unter diese Aupair-Geschichte. Zeit, zurückzublicken auf das, was alles passiert ist...

Das wird wieder einmal ein sehr persönlicher Post und ja, eigentlich ist sowas sicherlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Ich denke aber, dass sowieso nur meine engsten Freunde hier reinschauen und irgendwo muss ich meine Erinnerung einfach festhalten. Es wird höchstens noch 1 solcher Post folgen, dann kommen wieder schöne Fotos und hoffentlich spannende Erlebnisse vom Roadtrip ;).

Mein erstes Gefühl hatte mich nicht im Stich gelassen, so wie meistens.
Die ersten 3 Wochen hier waren eine reinste Qual. Ich war grundlegend genervt von den Kindern, hasste den Ort, fühlte mich total unwohl, war fast depressiv und machte nichts außer Frustessen. Jeden Tag nahm ich mehr zu, wurde unzufriedener, hasste die Situation immer mehr und stürzte mich jedes Wochenende ins wilde Partyleben Sydneys, um mich abzulenken und ja nicht an das Aupair-Leben zu denken.
Irgendwann intensivierte sich die Freundschaft zu Lloyd, ich entwickelte eine kleine Zufriedenheit, begann Sport zu machen, aß aber noch mehr und nahm noch weiter zu. Mir wurden immer mehr "Extra hours" aufgebrummt und trotzdem gelang es mir nicht, die Kinder in mein Herz zu schließen. Ich weiß wirklich nicht, warum.. Eigentlich liebe ich Kinder und mein Herz geht auf, wenn ich strahlende Kinderaugen sehe oder ein Kind lachen höre. So aber nicht bei meinen Gastkindern.
Ich habe mein Bestes gegeben, wollte die Familie nicht enttäuschen und machte jeden Tag aufs Neue gute Miene zum bösen Spiel.

Die Tage vergingen und ich fand tatsächlich eine Möglichkeit zu entkommen: einen Roadtrip die Ostküste hoch mit Marvin und Alex im eigenen Campervan. Ohne nachzudenken sagte ich zu und freute mich ab diesem Moment, dass ich bald verschwinden kann. Doch gleichzeitig unternahm ich immer mehr mit Lloyd und obwohl ich mir sicher war, dass da niemals mehr drauß werden wird als Freundschaft, schlich er sich immer mehr in mein Herz. Anfangs wehrte ich mich strikt dagegen, doch irgendwann ließ ich es zu und es war um mich geschehen. Wir wuchsen immer mehr zusammen, verbrachten jede freie Minute miteinander, er wurde Teil meiner Gastfamilie und ich ein Teil seiner Familie. Trotzdem fasste ich allen Mut zusammen und kündigte schließlich. Die Zeit rannte immer mehr an mir vorbei, ich verspürte nicht mehr den Drang zu entkommen, das Bedürfnis nach Sydney zu fliehen ließ nach und ich blieb sogar am Wochenende hier. Man könnte meinen, ich sei glücklich. Irgendwo bin ich das auch. Außer den inzwischen 8kg, die ich zugelegt habe, zieht mich hier nichts mehr runter. Ich habe mich an die Familie gewöhnt, ich habe mich damit abgefunden, erstmal stundenlang zu laufen, bevor ich irgendwo hinkomme und ein paar Wochen hätte ich sicherlich noch ausgehalten.

Nun ist jedoch tatsächlich schon meine letzte Stunde angebrochen, meine Sachen sind gepackt, ich warte auf Lloyd, der mich abholt und ich schaue mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Zeit zurück. Unglaublich wie schnell die Zeit jetzt doch verging. Durch die Integration in eine australische Familie, sowie durch das Zusammensein mit Lloyd hatte ich definitiv die Möglichkeit, die australische Kultur besser kennenzulernen. Über diese Eindrücke bin ich dankbar und deswegen bereue ich es auch nicht, diesen Schritt gegangen zu sein. Aufgrund meiner Erfahrungen kann ich jetzt auch definitiv sagen, dass ich mir vorstellen könnte, irgendwann einmal in Australien zu leben... Ich mag die australische Art zu leben einfach. Das macht mir die Entscheidung, ob ich verlängern werde oder nicht, auch nicht gerade einfacher.

Jetzt ziehe ich erstmal zu Lloyd, meinen Start des Roadtrips habe ich auf Samstag vertagt, um Valetinstag mit ihm verbringen zu können... Und jeden Tag habe ich mehr Angst vorm Abschied

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